World Industrial Design Conference 2018, Zhejiang
Auf Einladung der China Industrial Design Association CIDA vertrat Dominic Sturm als frisch gewählter Präsident die SDA an der World Industrial Design Conference 2018 in Zhejiang in China.
Die WIDC mit knapp 1000 Teilnehmern fand nach der Erstaustragung 2016 dieses Jahr zum zweiten Mal statt. Neben den Kongressteilnehmern aus China nahmen 100 internationale Gäste diverser Regierungs- und Nichtregierungsorgansiationen wie nationalen Designverbänden, Handelskammern und Universitäten an der dreitägigen Veranstaltung teil.
Das übegreifende Thema der Veranstaltung war «Design Ecology». Ökologie und der Einfluss von Design auf die Umwelt war jedoch im offiziellen Teil des Kongresses wie auch an den Nebenveranstaltungen nicht wirklich ein Thema. Es scheint, dass unter diesem Titel der industrielle und bildungspolitische Kontext von Industrialdesign in China und weniger der Einfluss von Design auf die Umwelt verstanden wurden.
Treffen mit CIDA Präsident Liu Ning
In den zwei Tagen vor dem eigentlichen Kongress fanden bi- und multilaterale Treffen mit Vertretern chinesischer und internationaler Designverbände und Regierungsorganisationen statt. An der förmlichen Sitzung mit dem CIDA Präsidenten Liu Ning haben wir uns neben dem Austausch von Höflichkeiten über die jeweiligen Herausforderungen und Chancen des Industrial Design in der Schweiz und China unterhalten.
Präsident Ning äusserte grosses Intresse an der Tatsache, dass durch die anhaltende Deindustrialisierung der Schweiz sich das Berufsbild des Industrial Design stark verändert und es mehr ausgebildete Industriedesigner hat als der hiesige Markt aufnehmen kann. In China sei die Situation genau umgekehrt und man suche zur Unterstützung der chinesischen Produktionsindustrie nach gut ausgebildeten Designern. Das Gespräch wurde mit der gegenseitigen Versicherung auch in Zukunft den Austausch zwischen unseren beiden Verbänden zu pflegen, beendet.
In diesem Gespräch und auch in vielen weiteren Begegnungen war die grosse Wertschätzung für das, was unter Swiss Design verstanden wird offenkundig. Schweizer Design ist in jeder Hinsicht eine weltweit bekannte und sehr wertgeschätzte Marke, auch wenn die Meinungen, was denn Schweizer Design genau sei, weit auseinandergehen. Es war interessant zu sehen, dass für meine chinesischen Gesprächspartner die Stärke dieser Marke komplett unberührt ist von der unglaubliche Diskrepanz der quantitativen Unterschiede zwischen China und der Schweiz.
Deindustrialisierung und Digitalisierung
An den multilateralen Gesprächen hat sich klar gezeigt, dass die kleinen europäischen Länder ähnliche Herausforderungen und Entwicklungen ausgelöst durch die Digitalisierung und Deindustrialisierung beobachten, wie wir in der Schweiz. Länder wie Estland oder Holland scheinen bereits einiges weiter im Umgang und der Förderungen der digitalen Disziplinen im Design. Das Kennenlernen und der Austausch mit vielen Verbandskolleginnen und Kollegen aus der ganzen Welt war sehr aufschlussreich. So wurden persönliche Kontakte mit dem Vorstand des Bureau of European Design Associations BEDA geknüpft, wo die SDA seit Jahren Mitglied ist, sich aber in letzter Zeit nicht sehr engagiert hat.
Die eigentliche Konferenz war extrem aufwändig und mit einer unheimlich anmutenden Perfektion organisiert und inszeniert. Es wurden von chinesischer Seite dabei keine Aufwände gescheut, um die Wichtigkeit des Industrial Designs für China zu betonen. Diese Botschaft war jedoch ganz offensichtlich nicht nach aussen an ein globales Publikum gerichtet, sondern nach innen an die eigene Regierung, die die Förderung des Industrial Design auf die nationale Agenda gesetzt hat.
Die SDA ist auf Kurs
Mein Fazit dieser Reise ist, dass wir mit der Öffnung der SDA und der Neuausrichtung hin zu einem trans- und multidisziplinären Berufs- und Designverständnis auf dem richtigen Kurs sind. Den Austausch und den Diskurs über die Veränderungen und die Zukunft des Schweizer (Industrie-) Design müssen wir auf dieser Basis engagiert und vorausblickend führen.
Aufgrund der Erfahrungen an diesem Kongress hat der Vorstand der SDA beschlossen, den internationalen und paneuropäischen Austausch auf Verbandsebene zu fördern. So steht auch schon als nächster Termin das BEDA-Forum in Thessaloniki fest, wohin mich unser neues Vorstandsmitglied Mark Illi begleiten wird.