sda ba award 2022: ZHdK

Die Swiss Design Association prämiert jedes Jahr die besten Abschlussarbeiten, die an Schweizer Design Hochschulen im Bachelor eingereicht werden. Als Berufsverband setzen wir uns – seit über fünfzig Jahren – für eine hochstehende professionelle Ausbildung im Design ein.

Für den sda ba award 2022 der ZHdK nominierten die Vertiefungen Interaction Design, Industrial Design und Trends & Identity sechs Projekte. Die Jury – mit Dominic Sturm, Gabriela Chicherio, Thai Hua und Tobias Koller unter Leitung von Valerie Notter de Rabanal – prämierte die Arbeit aus der Vertiefung Industrial Design:

sda ba award Winner
Linus Maurmann ZHdK (im Tandem mit Janosch Imhof ETHZı
Neurospot - Hirnstrommessgerät zur Therapie von Schlafstörungen

Im Auftrag des Start-up Idun Technologies entwickelte Linus Maurmann im Tandem mit Janosch Imhof (Student ETH Maschinenbau) ein Hirnstrommessgerät zur Therapie von Schlafstörungen. Wie ein In-Ear Kopfhörer während der Nacht getragen, misst Neurospot kontinuierlich durch Hirnaktivität ausgelöste Energiepotenziale und rekonstruiert in Echtzeit den Schlafverlauf. Über akustische Signale kann dieser wiederum beeinflusst werden.
Die Jury lobt den reifen, vielschichtigen und exemplarischen Designprozess. Basierend auf einer extrem engen Aufgabenstellung wurde ein ganzheitliches Produktkonzept mit Zukunftspotenzial entwickelt. Neurospot zeugt von grossem Forschungs- und Gestaltungswillen. In vier Iterationen wurde mit 44 ergonomischen Modellen der Tragekomfort für eine möglichst breite Nutzungsgruppe optimiert. Die zeitgemäss gestaltete Dokumentation, der vorbildliche Einsatz aller Medien und die hochwertig und detailliert gestalteten Modelle haben die Jury restlos überzeugt. Die Jury hofft, dass der Industriepartner diese schon weit gediehene Produktvision aufnimmt und in ein marktreifes Produkt überführen kann. Viel Erfolg!

Die weiteren nominierten Projekte sind (ohne Rangfolge):

Vertiefung Industrial Design
Elia Hvalič (im Tandem mit Felix Walcher ETHZ)
Air Lab – Didaktisches Luftmessgerät, Industrial Design

Dicke Luft im Klassenzimmer? Mit dem «Air Lab» messen Sekundarschüler:innen CO2-Gehalt, Temperatur und Luftfeuchtigkeit und lernen, was gute Luft auszeichnet. Im Auftrag des Luftlabors des Bundesamtes für Umwelt BAFU haben der Designer Elia Hvalič und der ETH Maschinenbau-Student Felix Walcher ein didaktisches Messgerät für den Mittelstufen Unterricht entwickelt.
Das trockene Thema empirischer Luftqualitätsmessung wurde mit einem minimalistischen Gestaltungsansatz für die Zielgruppe der 13- bis 16-Jährigen niederschwellig, lustvoll und auf Augenhöhe umgesetzt. Ausgehend von der technischen Aufgabenstellung wurde das Problemfeld so erweitert, dass die Autoren ihre gestalterischen und konzeptionellen Fähigkeiten kompetent einbringen konnten.
Die Jury lobt den technisch weit gediehenen Projektstand Sie sieht weitere Entwicklungschancen im edukativen Kontext. So hätte die Jury interessiert, wie Air Lab im Sinne des Systemdesigns mit aktuellen oder noch zu entwickelnden Lehrmitteln abgestimmt sein könnte.


Vertiefung Trends & Identity
Ramona Gschwend
Various Press


Als Gegenentwurf zum Digitalen und Artifiziellen erlebt Keramik ein beachtliches Comeback. Doch die Sehnsucht nach dem Handgemachten ändert nur wenig daran, dass der Grossteil unserer materiellen Welt weiterhin aus gleichförmigen, maschinell hergestellten Dingen und ermüdend perfekten Oberflächen besteht.
Die stimmige Bachelorarbeit Various Press nimmt sich souverän diesem Umstand an. Das Projekt führt konsistent von der Prozessdokumentation, den Begleitbildern, dem Filmreel bis hin zum Verkaufskatalog durch die Arbeit. Als bemerkenswert erachtet die Jury den Mut eine Extrudiermaschine zu bauen sowie die enorme Vielfalt der Matrizen, die während des Schaffens konzipiert und verwendet wurden. Ramona führte unzählige Materialexperimente durch und integrierte Überraschungen gekonnt. Die Jury empfiehlt indes eine Präzisierung des Produktes und der eigenen gestalterischen Position. Sind die entstandenen Objekte Gebrauchsgegenstände oder sind sie skulpturaler Natur? Eine bewusste Haltung als Designerin gegenüber dem generativen Prozess und den dabei resultierenden Keramikgefässen könnten durch gezielten Medieneinsatz noch klarer auf die entsprechende Zielgruppen fokussieren.


Vertiefung Trends & Identity
Jana Lüthi Pivot
Flexible Raumteiler für divergierende Bedürfnisse,


Die Art und Weise, wie wir wohnen ist Ausdruck gesellschaftlicher Transformation. Die ungebrochene Urbanisierung verstärkt die akute Wohnungsnot, was wiederum zu neuen, unkonventionellen Wohn- und Lebensformen führt. Dadurch verschwinden gewohnte und traditionelle Wohnbereiche. Dem Wunsch nach mehr Privatsphäre trotz räumlicher Enge geht Jana in ihrer Abschlussarbeit nach.
Die Jury lobt die Neuinterpretation des archetypischen Raumtrenners, auch mit Blick auf die Covid-Pademie und auf Wohnformen, die aus der Not entstandenen sind. Der flexible Raumtrenner wurde vom Drehmechanismus bis hin zum Prototyp des Web-Konfigurators solide und gut umgesetzt. Die Jury sieht das Einsatzgebiet von «Pivot» indes im halböffentlichen Raum als erfolgversprechender als derjenige im privaten Umfeld. Ein weiteres Potenzial liegt in den Füllungen, die dank diverser Materialien vielleicht gar schalldämmend wirken und für optische Überraschungen sorgen könnten.


Vertiefung Interaction Design
Daniela Spühler
Datenspende – Eine Untersuchung der Beweggründe und Motivation, persönliche Daten zu spenden


Das Projekt «Datenspende» setzt sich mit der Bereitschaft zum Spenden von Daten auseinander. Es untersucht, was die Beweggründe sind und welche Voraussetzungen gegeben sein müssen, um die Motivation für eine Datenspende zum Wohle der Gesellschaft und des Planeten zu erhöhen. Denn: Datenskandale haben die Skepsis gegen das Datensammeln verstärkt.
Die Jury erachtet es als wichtig, neue Wege für einen sinnvollen und vernünftigen Umgang mit unseren Daten zu finden. Dazu müssen, wie von Daniela untersucht, Voraussetzungen geschaffen werden, um Vertrauen zu generieren damit wir gezielt Datenspenden spenden. Gut gefallen die Ansätze, die aus der Arbeit entstanden sind, und dass sich die Mechanismen einer Genossenschaft als zielführend erwiesen haben. Die Jury empfiehlt, die erarbeiteten Resultate in ein Format zu überführen, das die gewonnenen Erkenntnisse noch besser zu vermitteln und verschiedene Stakeholder zu erreichen vermag.


Vertiefung Interaction Design
Alec Nikolov
Einetonne.ch – Nicht Abfälle, sondern Ressourcen


50% aller Zürcher:innen haben keinen Zugang zur Bioabfallentsorgung, weil Mieter:innen auf die Unterschrift von Liegenschaftseigentümer:innen angewiesen sind, um ein Bioabfall-Abo abzuschliessen. Das Projekt «Einetonne.ch» von Alec Nikolov möchte dieses Problem lösen, indem bestehende Grüncontainer für die umliegende Nachbarschaft geöffnet und so wichtige Wertstoffkreisläufe geschlossen werden.
Die Jury lobt die Themenwahl, die gesellschaftlich relevant ist. Intrinsisch motiviert, verknüpft Alec damit ein privates Anliegen mit den erworbenen Kompetenzen. Ebenso gefällt der Jury, dass das Projekt der Fragestellung nachgeht, was Interaction Designer für unsere Gesellschaft leisten können. Potenzial sieht die Jury in der Sensibilisierung durch das Projekt, da dieses idealerweise bereits zur Lösung des Problems beitragen kann. Die Jury empfiehlt für einen weiteren Schritt konkrete, umsetzbare Aktionspunkte zu definieren und mit realistischen Testszenarien in einem kleinem Bereich (vielleicht auch ausserhalb von Zürich?) zu erproben und weitere Partnerschaften zu etablieren.


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sda ba award 2022 Winner: Neurospot von Linus Maurmann (im Tandem mit Janosch Imhof ETHZ)
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sda ba award 2022 Nominee: Air lab von Elia Hvalič ZHdK (im Tandem mit Felix Walcher ETHZ)
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sda ba award 2022 Nominee: Various Press von Ramona Gschwend
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sda ba award 2022 Nominee: Pivot von Jana Lüthi
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sda ba award 2022 Nominee: Datespende von Daniela Spühler
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sda ba award 2022 Nominee: Einetonne von Alec Nikolov