sda ba award 2020: HSLU D&K

Die Swiss Design Association prämiert jedes Jahr die besten Abschlussarbeiten, die an Schweizer Design Hochschulen im Bachelor eingereicht werden. Als Berufsverband setzen wir uns – seit über fünfzig Jahren – für eine hochstehende professionelle Ausbildung im Design ein.

Für den sda ba award 2020 der HSLU D&K nominierten die Vertiefungen Objektdesign, Textildesign, XS Schmuck und Design Management sechs Projekte. Die Jury – mit Dominic Sturm, Alex Blum, Lisa Ochsenbein und Franziska Gnos unter Leitung von Valerie Notter de Rabanal – prämierte die Arbeit aus der Vertiefung Objekt Design:

sda ba award winner
Paula Caviezel
Unknown

Paula Caviezel setzt sich mit den Technologien der automatisierten Gesichtserkennung auseinander. Die entstandenen Accessoires stören auf subversive Weise die Datenerfassung und führen uns im performativen Gebrauch unser Recht auf Selbstbestimmung vor Augen . Paula Caviezel nutzt dabei die Möglichkeiten des «Critical Design» um durch einen strukturierten und forschenden Gestaltungsprozess eine Auseinandersetzung und Sensibilisierung mit der automatischen Gesichtserkennung im öffentlichen Raum zu erzielen. Dabei generiert sie sehr eindrückliches Bildmaterial, das betroffen macht und zur kritischen Auseinandersetzung anregt. Die Jury lobt die Auseinandersetzung mit einem hochaktuellen Thema. Sie regt an, das Thema weiterzuverfolgen und die Artefakte im Hinblick auf einen gesellschaftlichen Diskurs noch stärker nutzbar zu machen.

Wir gratulieren herzlich!

Die weiteren nominierten Projekte sind (ohne Rangfolge)

Textildesign
Valérie Rust
Zwischen*Ding

Non-binäre Menschen identifizieren sich nicht mit tradierten Geschlechterrollen. Valérie Rust beleuchtet mit dieser Arbeit genderqueere Repräsentationsformen der rein textilen Art. Sie will mit ihren Entwürfen Sichtbarkeit für Personen mit einemmehrdeutigen Geschlechterausdruck schaffen. Interviews mit Betroffenen legten die Grundlage für Stickerei- und Druckentwürfe, die non-binäre Menschen bestärken und die Gesellschaft zum Nachdenken über Gender anregen sollen. Valérie Rust hat sich ein gesellschaftlich relevantes Thema ausgesucht. Die Textilentwürfe sollen zu einem Diskurs beitragen, der zu einer Normalisierung von non-binären Geschlechterrepräsentation und zum Nachdenken anregen soll. Die Jury lobt die formal vielfältige Auseinandersetzung im Textil. Der Anspruch die Thematik einer breiteren Menge zugänglich zu machen, wird nicht ganz eingelöst: Die Jury bezweifelt die allgemeine Lesbarkeit der eingesetzten Symbole und formalen Referenzen.

Textildesign
Miriam Barth und Sabrina Licskai
Wear Textile History

Miriam Barth und Sabrina Licskai erzählen mit zwei Tuchkollektionen die textile Vergangenheit der Schweiz. Ihr Anliegen ist es, damit das Bewusstsein sowie die Wertschätzung gegenüber der heimischen Textilbranche zu stärken. Durch die Kombination von Textildesign und digitalem Medium erzählen sie die textile Vergangenheit der beiden Städte Basel und St. Gallen. In einer gemeinsam entwickelten Designsprache entwerfen sie Tücher, die einen zeitgenössischen Blick auf die Schweizer Textilgeschichte werfen. Die Jury lobt die solide gestalterische Arbeit zu einem relevanten Thema, die formal sehr ansprechend umgesetzt wurde. Das Thema Nachhaltigkeit und der Bezug zur Schweizer Textilindustrie wurde jedoch konzeptionell nicht durchgängig umgesetzt. Die Jury anerkennt den Anspruch der Gestalterinnen die textile Ebene mit einem digitalen
Medium zu erweitern, hätte sich hier aber ein Vertiefung gewünscht.

Objektdesign
Meret Trösch
Ineo

Meret Trösch beschäftigt sich mit der Frage nach einem Objekt, das die Therapie traumatisierter Kinder unterstützt. Dabei ist Ineo (von inire lat. «hineingehen, beginnen»), ein mehrteiliges persönliches Therapieobjekt entstanden. Es hilft Kindern sich innerlich zu schützen und Abstand zum Erlebten zu gewinnen. Unter Anleitung der therapeutischen Fachperson ermöglicht das personalisierbare «Wearable» dem Kind sich einen schützenden Rückzugsort vorzustellen, um so wieder in Bewegung und ins Handeln zu kommen. Die Jury lobt die intensive Auseinandersetzung mit der Thematik. Die Einarbeitung in den Themenbereich, in Diagnose und Behandlungsmethoden erfordert Zeit – erste Ansätze für die Gestaltung sind gemacht. Das sehr glaubhafte Engagement der Designerin stimmt die Jury zuversichtlich, dass den Entwurfsskizzen
konkrete Umsetzungen folgen werden. Dabei sieht die Jury auch ökonomisches Potenzial für ein Produkt, das als Tool in der Therapie Einsatz findet, und empfiehlt die Arbeit auch unter diesem Vorzeichen weiterzuführen.

XS Schmuck
Sophie Mia Willener
Do You See Me Hearing You

Hörgeräte fallen heute kaum mehr auf, denn sie werden von der Industrie so diskret und klein wie möglich gestaltet. In dieser Produktstudie entwirft Sophie Mia Willener «visuell lautere» Hörgeräte, mit dem Ziel diese sichtbarer zu machen und ihnen zu einer formalen Eigenständigkeit zu verhelfen. Die Produkte lehnen sich formal an die Hörtrichter aus dem 19. Jahrhundert an und sollen nicht nur Hörgerät sondern Schmuck und Accessoire sein. Die Jury lobt den Prozess anhand von detailliert beschriebenen Personas «schmucke» Lösungen für Hörgeräte zu finden. Die Möglichkeiten im Bezug auf die Materialwahl und die Kontextualisierung der neuesten Entwicklungen im
Bereich der Hörakustik hätten weitergetrieben werden können.

Design Management International
Linus Mäder
Map for Future Food Consumption

Linus Mäder hat sich mit der Art und Weise auseinandergesetzt, wie wir unsere Lebensmittel erwerben und konsumieren. Sein Projekt bietet eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, die Konsument*innen helfen soll eine Strategie für einen bewussteren und umweltfreundlichen Lebensmittelkonsum zu entwickeln. Damit soll das eigene Konsumverhalten analysiert und Vorschläge, Methoden und Strategien zur Verbesserung des Lebensmittelkonsums aufgezeigt werden. DIe Jury anerkennt das brisante Thema und die Notwendigkeit einer verbesserten Aufklärung und Informierung der Konsument*innen über einen umweltfreundlichen Lebensmittelkonsum. Sie bezweifelt aber, ob der skizzierte 10-wöchige Selbstbeobachtungsprozess auf der Basis des MYFFC-Canvas von den Konsumenten akzeptiert würde. Die Jury regt an das Thema unter der Berücksichtigung des Consumer Experience Design oder der Gamification weiterzuentwickeln.

Die Preisverleihung fand im Rahmen der Werkschau 2020 statt, der sda ba award ab 1:10:55

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sda ba award 2020 Winner: Paula Caviezel, Unknown
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sda ba award 2020 Nominee: Valérie Rust Zwischen*Ding
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sda ba award 2020 Nominees: Miriam Barth und Sabrina Licskai Wear Textile History
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sda ba award 2020 Nomine: Meret Trösch Ineo
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sda ba award 2020 Nominee: Sophie Mia Willener Do You See Me Hearing You
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sda ba award 2020 Nomine: Linus Mäder Map for Future Food Consumption