sda ba award 2017: HGK FHNW Industrial Design
Feuerwehrleute sind angewiesen auf eine Ausrüstung, die schützt und die Arbeit erleichtert. Mit dem Feuerwehrhelm Senco erreichen Viola Wyss und Christina Fiechter diese Ziele – und gehen weiter: Der modulare konzipierte Helm kann mit einer Augmented-Reality-Brille, mit Visier, kompatibler Atemschutzmaske, Nackenschutz und Funk erweitert und so auf einzelne Einsätze angepasst werden. Die Jury lobte die sorgfältige und funktionale Gestaltung aller sichtbaren und innenliegenden Teile, vor allem aber auch, dass «die visionäre Integration von Augmented-Reality glaubhaft mit einem bis ins Detail gestalteten Interface vermittelt» werde. Weiter beeindrucke die Arbeit durch eine tiefe Auseinandersetzung auf allen Ebenen. Die beiden angehenden Industrial Designerinnen identifizierten in Selbstversuchen und Expertengesprächen die wichtigsten Aspekte eines solchen Schutzhelms, spielten Design-Variationen durch und überprüften sie. Neben der Konzeption des Helms scheuten sie sich nicht, ein digitales Interface für eine sinnvolle Anwendung von Augmented-Reality zu entwerfen. «Dem Produkt ist zu wünschen, dass es von den Herstellern als visionäres Konzept wahrgenommen wird», schliesst die Jury ihr Lob.
Die weiteren nominierten Arbeiten sind:
Jana Kalbermatter hat mit Dojo ein Kommunikaitonssystem für das Museum entwickelt. Im Zusammenspiel mit Raumsensoren und einer Software begleitet das Smart Device die Besucher durch die Ausstellung. Zugangskontrolle, Orientierungssystem und Audioguide in einem, führt es durch das Gebäude, versorgt die Besucher mit verschiedensten Informationen und macht den Museumsbesuch zu einem individualisierbaren Erlebnis. Das Gerät selbst ist nach ergonomischen und funktionalen Gesichtspunkten gestaltet. Ohne einen von den Exponaten ablenkenden Bildschirm, liegt es schmal geformt gut in der Hand. Direkt an den Schädelknochen gelegt, werden Audiosignale übertragen, ohne dass das normale Hörvermögen durch das Ohr eingeschränkt wird.
Marcello Kuthan und Nathalie Miville haben mit dem Entwurf Soon, der ein Zelt, einen Rucksack und eine Trage verbindet, geschickt eine Nische im Markt der Outdoorprodukte ausgemacht. Sie haben erkannt, dass es eine Klientel gibt, für die weniger die Auslegung der Produkte für den Extrembereich zählt, als für das kleine Abenteuer zwischendurch. Wichtig ist deshalb eine angenehme Materialisierung und eine formschöne Gestaltung, die zudem sinnliche Assoziationen wecken. So ist das Zelt als Materialhybrid konzipiert, der neben einer funktionalen Aussenhaut aus Kunstfaser, eine eher griffige und weiche Innenwand aus Baumwolle besitzt. Die sorgfältige Detaillierung aller Komponenten überzeugt. In mehreren Testläufen ausgearbeitet und präzisiert, sind zahlreiche Details entstanden, die eine unkomplizierte und flexible Handhabung ermöglichen.
Die in Vergessenheit geratene Bütezeit kroatischer Gestaltung bildet den Startpunkt für eine Spurensuche nach einer spezifisch kroatischen Designidentität. Mit Lana, einem archaisch wirkenden Sessel aus Eichenholz, hat Marko Peric seine Interpretation dieser kroatischen Designidentität geschaffen. Der Sessel aus massivem Eichenholz besteht aus zwei flächigen Hauptelementen, einer leicht gewölbten Sitzzarge, die den geflochtenen Sitz im kroatischen Flaggenmuster aufnimmt und der flächigen Rückenlehne, die mit einer ausgeklügelten Holzverbindung durch die Sitzzarge eingefügt wird. Die Frage nach einer nationalen Designidentität und die Suche nach deren Lesbarkeit vermitteln sich in der Dokumentation des Entwurfsprozesses.
Eine kleine Hüttensiedlung in einem Entwicklungsland, fernab von jeglicher Zivilisation: Die Bewohnerinnen und Bewohner benötigen Grundversorgung wie Hygieneartikel und Medikamente. Aufgrund ihrer Abgeschiedenheit haben sie keine Möglichkeit, an die benötigten Produkte zu gelangen. Bei dieser Problematik setzen Simon Oetiker und Dominik Ullmann mit ihrem Projekt «Grundversorgung aus der Luft» an und entwickelt eine Vision für das Jahr 2030. Das Luftschiff wie auch die Drohne sind in schlichtem Weiss gehalten. Einzig die Seilwinde ist ein kräftiges Orange, um die Sichtbarkeit zu gewährleisten. Formal orientiert sich die Drohne an bestehenden Modellen. Die Pakete bestehen aus biologisch abbaubaren Naturfasern.
Die zivile Luftfahrt ist ein Wachstumsmarkt. Flugreisen sind längst nicht mehr exklusiv, sondern Allgemeingut. Als Konsequenz davon wächst auch der globale Markt der Private Aviation. Vor allem Nachfrage nach Helikoptern steig in diesem Bereich. Die zahlungskräftige Klientel wünscht sich, fernab von Massenabfertigung und Wartezeiten, schnell von A nach Z zu kommen und dabei eine stilvolle und komfortable Kabine zu nutzen, die Erholung und Arbeiten für mehrere Personen ermöglicht. Diesen Wunsch nehmen Mateus Böringer und Emanuel Hurni in ihrem Projekt auf. Besonderes Gewicht legen sie darauf, dass die Kabineninfrastruktur und -ausstattung nach den individuellen Wünschen der zahlungskräftigen Auftraggeber personalisiert werden können.