In Kreisläufen vorwärts kommen
Kreislaufwirtschaft ist ein zentrales Thema geht es darum, unsere Systeme nachhaltig zu transformieren. Deshalb engagiert sich Swiss Design Association als Community Partner von Beginn weg für die Veranstaltung, die dieses Jahr zum zweiten Mal durchgeführt wurde unter dem Motto: Act in Circles. Wie die Transformation gelingen kann und was es dazu alles braucht, diskutierten Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, der Welt der Start-ups und der Forschung an der Konferenz im Hotel Victoria Jungfrau in Interlaken am 17. September intensiv, aber in der Aussage wenig kontrovers: die Dringlichkeit des Anliegens ist allen Beteiligten klar, und die Erfahrung der Covid19-Krise, auf die wir – wiewohl sie angekündigt war – als Gesellschaft mit 'Design by Desaster' statt mit vorausschauender Planung reagierten, hat vielen die Augen dafür geöffnet, was möglich ist. Und diese Krisenerfahrung grundierte auch viele Gespräche zwischen den Inputs und Breakout-Sessions.
Fallbeispiele und Vorbilder
Alt-Bundesrätin Doris Leuthard eröffnete den Tag und nahm die Wirtschaft in die Pflicht: Sie müsse bei der Schaffung eines Ressourcen-Kreislaufes vorangehen. Welche Rolle dabei Regulierungen spielen, blieb ungeklärt, der Begriff blieb als Weisser Elefant den ganzen Tag im Raum stehen, und auch der Berner Volkswirtschaftsdirektor Christoph Ammann meinte am Schluss der Tagung, es sei ihm lieber zu fördern, statt zu regulieren. Den Ball hatte Mehrfachverwaltungsrätin und HSG-Dozentin Barbara Kux ganz zu Beginn der Tagung schon dankbar aufgenommen: Die Transformation zur Nachhaltigkeit in Unternehmen sei eigentlich leichter als man denke, verströmte sie Optimsmus, auch weil die junge Generation den ökologischen Wandel einfordere. Doch ganz so einfach ist es zumindest in der Baubranche nicht, meinte Harald Professner. Sie sei einer der weltweit trägsten und emissionsreichsten Sektoren, und propagierte, dass die Prozesse verbessert und die Standardisierung erhöht werde. Aus Helsinki zugeschaltet, erläuterte Riikka Paarma, wie die Firma Stora Enso in 15 Jahren von einem Verpackungs- und Papierhersteller zu einem nachhaltigen Unternehmen wurde, und Caroline Stern schilderte als Head of Circularity wie Hilti Zirkularität über Reparierbarkeit der Werkzeuge legt. Thomas Rau, Architekt, Unternehmer und Gründer von Madaster, der Plattform für Material-Dokumentation, erinnerte alle, die es vergessen haben sollten, dass die Erde ein geschlossenes System ist und demzufolge alles Material und alle Ressourcen begrenzt sind. Wir hätten also gar keine andere Wahl als einen Kreislauf zu erzeugen.
Umweltpreis geht an Baustoff-Recycling
Auch das gute Beispiel zählt: Drei Start-ups waren für den Umweltpreis der Wirtschaft nominiert. Gewonnen hat Eberhard Unternehmungen den «Umweltpreis der Wirtschaft» mit dem Projekt «Urban Mining». An der Konferenz wurde der Preis von Alt-Bundesrätin Doris Leuthard und (virtuell) anwesendem Post-Chef Roberto Ciriillo verliehen. Damit setzte die Jury auf einen Bereich, der einen der grössten Hebel hat, geht es um die Kreislaufwirtschaft: in der Baubranche fallen die grössten Abfallstörme an.
Mit ihrem Projekt Urban Mining recycelt die Firma Eberhard Bauschutt. Sie investiert grosse Mittel und nimmt hohe wirtschaftliche Risiken auf sich, um konsequentes Recycling auch beim Bauschutt zu erreichen. Die beiden anderen nominierten Projekte waren Kitro, das Foodwaste mit Hilfe einer automatisierten Erfassung von Lebensmittelabfällen in der Gastronomie reduzieren hilft (siehe den Bericht in Hochparterre 10/20), und Pickwings, eiine digitale Plattform, die Warenversender und Transportfirmen in Echtzeit miteinander verknüpft und so Leerfahrten von Camions reduziert.