GOOD Design Awards Lithuania
Der litauische Designpreis GERAS DIZAINAS ist ein landesweiter Wettbewerb, der seit 2012 vom Litauischen Designforum organisiert wird. Dominic Sturm war als Präsident der SDA Teil der internationalen Jury bei der diesjährigen Austragung in Wilna.
Eine direkte Folge der verstärkten Pflege der internationalen Kontakte unter den Designverbänden in Europa durch den Vorstand der SDA war die Einladung zur Jurierung des litauischen Designpreises. Das Litauische Designforum unter der Leitung von Gražina Bočkutė organisiert den nationalen Anlass, wo die erfolgreichsten Designideen aus Litauen ausgewählt und gefeiert werden. Alle in Litauen ansässigen Unternehmen und Designer sind zur Teilnahme eingeladen, wobei auch ausländische Designer zugelassen sind, die für litauische Produzenten arbeiten.
Litauen, das seit 2004 Teil der EU ist und im Jahr 2015 als 19. Mitglied in die Eurozone aufgenommen wurde, hat eine sehr junge und lebendige Designszene. Das kleine baltische Land mit seinen knapp 2.8 Millionen Einwohnern orientiert sich nach einer Vergangenheit von 50 Jahren unter sowietischer Okkupation heute stark Richtung Westen und setzt ganz auf Design als Wirtschafts- und Innovationstreiber. Bezeichnend für diese Orientierung ist auch, dass der inzwischen gut etablierte nationale Designpreis von einer ausschliesslich mit ausländischen Designern besetzen Jury beurteilt wird. Das wäre wohl mit dem Selbstverständnis eines Swiss Design Award oder eines Design Preis Schweiz kaum vereinbar. Auch für die anderen Jurymitglieder Martin Fössleitner (International Institute for Information Design, Österreich), Manca Matičič Zver (Fakulteta za dizajn, Univerze na Primorskem, Slovenien), Paulina Kisiel (Gdynia Design Days, Polen) und Joe Ward (Cardiff University, Wales) war diese auschliesslich international besetzte Jury eines nationalen Designpreises ein Novum.
Die Jury beurteilte insgesamt 250 Arbeiten in 10 Kategorien von Produkt Design über Mode bis hin zu Konzept und Service Design. In einem dreistufigen Prozess wurden 30 Projekte nominiert und anschliessend vor Ort in Wilna juriert. Die nominierten Arbeiten waren durchwegs von hoher formaler und handwerklich guter Qualität. Bei der genaueren Auseinandersetzung mit den einzelnen Designs wurde auch sichtbar, dass das litauische Design heute noch auf einer relativ schmalen Basis beruht. Anhand der Arbeiten dieses Jahrgangs war für die Jury noch kein durchgängig typisch litauisches Designverständnis auszumachen. Das mag Gründe in der noch sehr jungen Design Profession und an der starken Orientierung am etablierten mitteleuropäischen und us-amerikanischen Design haben. Gleichzeitig fühlte sich diese Auswahl von Designs über alle Kategorien hinweg sehr erfrischend an. Unbeschwert durch ein lähmendes Vermächtnis im Design scheinen sich die litauischen Designerinnen und Designer sehr frei und neugierig zu bewegen. Gekoppelt an die Dynamik der grossen gesellschaftlichen und ökonomischen Veränderungen des Landes, hat die litauische Designszene sicher die besten Möglichkeiten in nächster Zeit ihre eigene Handschrift im Design zu etablieren.
Im direkten Vergleich zur Schweiz fällt auf, wie vielfältig wirksam eine professionelle, gut koordinierte Designförderung sein kann – wo private und staatliche Akteure gemeinsam Design auf die Agenda setzen. Seit der Gründung des Litauischen Designforums im Jahr 2006 bis heute hat sich hier sehr viel getan. Angesichts der diesjährigen Winner des GERAS DIZAINAS kann man sehr gespannt sein, was in den nächsten Jahren im litauischen Design passiert.