BEDA International Design Policy Conference, Helsinki
Successful Europe. How can Design Serve? Unter diesem Titel hat der europäische Dachverband für Design, BEDA zu einer Konferenz nach Helsinki eingeladen. Die Konferenz und die ausserordentlicge Generalversammlung der BEDA fanden in der nach Social Design Prinzipien gestalteten Oodi Nationalbibliothek statt. SDA Mitglieder Dominic Sturm und Mela Medina vertraten die Swiss Design Association.
Die von BEDA Präsidentin Päivi Tahkokallio moderierte Konferenz führte zu einem spannenden Dialog zwischen Vertretern des Design, politischen Entscheidungsträgern und relevanten Interessengruppen in Europa. Thema der Konferenz war die künftige europäische Industriepolitik und welche Rolle das Design in allen seinen Ausprägungen darin spielen sollte und kann.
Eröffnet wurde die Konferenz am Vorabend bei einem offiziellen Empfang der Stadtregierung Helsinkis durch Hanna Kosonen, Finnlands Ministerin für Wissenschaft und Kultur. Sie sprach über die Bedeutung von Design für Wirtschaft und Gesellschaft. Dabei unterstrich sie die Wichtigkeit des Designs bei der Unterstützung der öffentlichen Hand bei der Bewältigung der vielfältigen und komplexen Aufgaben im Zuge der Digitalisierung und Globalisierung. Sie erinnerte das Publikum auch daran, dass Design eine Rolle bei der Schaffung immaterieller Werte spielt, die für nachhaltiges Wachstum notwendig sind.
Hanna-Kaisa Alanen, Vorsitzende von Ornamo Art and Design Finland - des grössten und ältesten nationalen Designverbandes Europas - begrüsste als Gastgeberin die Konferenzteilnehmerinnen in der Oodi Nationalbibliothek.
Design als Schlüsselkompetenz
Eine sehr vielversprechende Botschaft für das europäische Design wurde von der Hauptrednerin Anna Athanasopoulou, Leiterin Tourismus-, Schwellen- und Kreativwirtschaft bei der Europäischen Kommission, vermittelt. Sie sprach das Problem der Finanzierung von gemeinnützingen Verbänden und NGO an und forderte die Kreativwirtschaft auf, sich mit der Vielzahl verschiedener Finanzierungsinstrumente auf europäischer Ebene zu befassen. Anna Athanasopoulou und mit ihr viele Mitglieder der Europäischen Kommission verstehen Design inzwischen als integralen und wichtigen Akteur, um bei der Bewältigung der komplexen globalen Herausforderungen - Klimawandel, Digitalisierung und die Bedrohung der europäischen demokratischen Werte - mitzuhelfen.
Julia Lohman, Professorin für zeitgenössisches Design an der Aalto University, präsentierte ihre experimentellen Arbeiten mit Meeresalgen und wies auf die Notwendigkeit designinduzierter Ansätze für einen umfassenden und strategischen Überblick über die Herausforderungen unserer Zeit hin. Sie plädierte dafür Empathie und Wissen nicht nur zwischen verschiedenen Gruppen von Menschen, sondern auch zwischen Menschen und anderen Arten - Pflanzen, Tieren - aufzubauen.
Tommi Laitio, Direktor für Kultur und Freizeit der Stadt Helsinki hat in seinem Vortrag über den Bau der nationalen Bibliothek Oodi erläutert, wie die Zusammenarbeit mit dem Design Team über die ganze Projektdauer ablief. Dabei wurden von Anfang an moralische und gesellschaftliche Werte bei der Möblierung, Materialisierung und Ausgestaltung des öffentlichen Raumes mitberücksichtigt. Für Tommi Laitio ist die zur besten Bibliothek der Welt gekrönte Oodi der Beweis für die Wirksamkeit von cokreativen Prozessen und die Einbindung von verschiedenen Design Disziplinen - Social Design, Public Furniture Design - um positive Auswirkungen auf die Gesellschaft zu erzielen.
Ask what Design can do for your government!
Die Qualität und Breite des Design-Diskurs und die konkrete Einbindung von Design auf Regierungs- und Verwaltungsebene nicht nur in den skandinavischen Ländern sondern europaweit scheint verglichen mit der Schweiz sehr weit fortgeschritten zu sein. So hat beispielsweise die Stadtverwaltung von Helsinki bereits vor einiger Zeit das Beschaffungswesen für Design in öffentlich-rechtlichen Projekten standardisiert. Sprich: hier wird nicht mehr über Geschmack oder den Sinn von Design diskutiert. Design trägt dazu bei, um Helsinki lebenswerter zu gestalten und die Designprofession wird längst als souveräner Partner auf Augenhöhe wahrgenommen.
In diesem Sinn ist auch der Appell frei nach Kennedy von BEDA Präsidentin Päivi Tahkokallio an die Anwesenden zu verstehen: Ask not what your government can do for Design - ask what Design can do for your government. Statt nach (mehr) finanzieller Unterstützung für das Design zu rufen, solten wir der öffentlichen Hand aufzeigen, wie Design helfen kann ihre Ziele zu erreichen und die Wertschätzung und Unterstützung wird sich so von alleine einstellen.