sda bachelor award 2015: HSLU D&K
Zum zweiten Mal vergibt swiss design association einen Bachelor Award an Absolventen unserer Partnerschulen. Aus den Studienbereichen Objekt Design, Textil Design, Material Design und Design Management wurden vier Arbeiten nominiert. Die Jury prämierte aus dem Bereich Material Design die Arbeit von
Tim Kündig – Holzig
Gibt es neue Holzwerkstoffe? Tim Kündig, der nach einer Schreinerlehre einen Bachelor in Materialdesign macht, will die Frage konkret beantworten. In seiner breit angelegten Recherche suchte er nach Möglichkeiten, einen Werkstoff zu entwickeln, der die mechanischen Eigenschaften und die Schönheit von Holz bewahrt. Holzwerkstoffe bestehen aus einem Kern und einer verleimten Deckschicht. In gut dokumentierten und nachvollziehbaren Versuchen kommt Tim Kündig auf eine überzeugende Lösung. Er verleimt unterschiedliche Hölzer und Furniere zu einer netzwerkartigen Struktur und gewinnt dabei zwei Vorteile: einerseits minimiert er den Leimverbrauch, anderseits gewinnt sein Werkstoff eine hohe Flexibilität. Das additive Verfahren unterschiedet sich von Verfahren wie Dukta, bei dem Massivholz gitterartig eingeschnitten wird. Die Jury lobt die kluge Arbeit, die präzise die Absicht des Studiengangs Materialdesign reflektiert und die eine grosse Offenheit gegenüber möglichen Anwendungen ausweist. Sie zeigt eine hohe ästhetische Sensibilität ebenso wie ein praxisgeleitetes, zielgerichtetes Arbeiten am Material. Deshalb weist sie Tim Kündig als fähigen Designer aus. Die Jury honoriert die Arbeit mit dem sda ba award.
Die weiteren nominierten Arbeiten sind:
aus dem Bereich Textildesign
Anouk Bonsma – «Give them guys those flowers back»
Blumen blühen selten auf Textilien, die für Männerbekleidung entworfen werden. Obwohl Anouk Bonsma selber nie florale Muster trägt, hat sie sich dem Thema verschrieben. In ihrer Arbeit untersucht sie, wie dieses traditionelle, in aktuellen Kollektionen wieder vermehrt auftretende Motiv für Menswear genutzt werden kann. Dabei erarbeitet sie sich eine breite Palette von Umsetzungen, die sie in unterschiedlichen Stoffen und Drucktechniken austestet. Die Stoffe sollen junge Männer ansprechen, die zwar modeaffin sind, aber tragbare Mode bevorzugen. Das vermittelt auch die begleitende Videoarbeit. In vier – im Gegensatz zur Videoarbeit – zurückhaltend wirkenden Farbpaletten untersucht Anouk Bonsma unterschiedliche Grade der Abstraktion des Blumenmotivs. Die handwerkliche Qualität und die Fülle an Vorschlägen überzeugt die Jury. Weiter teilt sie die Einschätzung, dass sich die Stoffe vor allem für Basics eignen, die mit nichtgemusterten Kleidern kombiniert werden können. Offen bleibt, inwiefern die Stoffe nicht ebenso gut für Frauenkleider eingesetzt werden könnten. Hier liegt eine Unschärfe im Projekt, das von einer vertieften Auseinandersetzung mit der Gender-Thematik profitiert hätte.
aus dem Bereich Objektdesign
Noà«l Hochuli – Die Stadtnessel
Wilde Brennnesseln wachsen auch in der Stadt. Diejenigen, die sie kennen, schätzen und ernten sie auf Grund ihres hohen Vitamin- und Proteingehalts. Dafür hat Noà«l Hochuli eine Schere und ein Behältnis entworfen. Die Schere, die beim Schneiden die nesselnde Pflanze einklemmt, ohne dass man sie berühren muss, ist aus zwei Teilen gefertigt. In der Präsentation wird das einfache Prinzip sauber hergeleitet und die Funktionsweise an wilden Brennnesseln vorgeführt. Das Behältnis aus Baumwolle und Leder überzeugt durch kleine Erfindungen: der Innenbehälter aus Nesselstoff wird mit Hilfe eines Stahlrahmens befestigt, der Tragriemen lässt sich in zwei Positionen fixieren, den Halfter für die Schere kann man wegnehmen, der Ledereinsatz stabilisiert die Tasche und schützt sie vor Dreck und Nässe. Formal passt sie sich nahtlos an den Lifestyle von Urban Foragers an. Vielleicht etwas zu nahtlos, meint die Jury, die sich besonders an der Ausformulierung der Schere freut, deren Schutz sie Noà«l Hochuli im Übrigen empfiehlt.
aus dem Bereich Design Management:
Boris Ingmar Gantz – Adaptable workspace design
Das Prinzip des Coworking als Geschäftsmodell etabliert sich im Gleichzug, wie die Nachfrage nach flexiblen Arbeitsplätzen in städtischen Zentren steigt. Damit verknüpft ist das Versprechen, als Co-Worker von der wechselnden personellen Zusammensetzung am temporären Arbeitsplatz zu profitieren. Eingelöst wird dieses Versprechen aber nur, wenn Menschen aus verschiedenen Disziplinen tatsächlich zusammenarbeiten. Diesen Austausch fördern will Boris Gantz mit dem Adaptable Wokspace Design. Schallhemmende Platten aus rezykliertem PET können mittels Magneten verbunden werden. Sie lassen sich so zu unterschiedlichen Konstellationen fügen, wie Besprechungstische, Schallschutzwände, Sichtschütze oder dank zusätzlicher Platten zu Whiteboards. Als Möbelsystem angedacht, soll Adaptable Workspace die Zusammenarbeit fördern. Die Jury anerkennt die Relevanz des Themas, stellt aber insbesondere die Ausformulierung des Prinzips als Möbelsystems in Frage.