sda ba award 2022: HSLU D&K

Jedes Jahr prämieren wir die besten Abschlussarbeiten, die an Schweizer Design Hochschulen im Bachelor eingereicht werden. Für den sda ba award 2022 der Hochscule Luzern Design & Kunst nominierten die Vertiefungen Textildesign, Objektdesign, XS Schmuck und Design Management International sechs Projekte. Die Jury – mit Elise Nardin, Franziska Gnos, Markus Pawlick, Alexa Blum und Mirjam Rombach (Hochparterre) unter Leitung von Valerie Notter de Rabanal – prämierte die folgende Arbeit aus der Vertiefung

sda ba award winner
Design Management International
Tamara Volken
Designing Healing Environments. A design management approach to improve patient rooms in mental health clinics for individuals suffering from depression


Selbst in renommierten psychiatrischen Zentren könnte den spezifischen Bedürfnissen der Patient:innen besser Rechnung getragen werden. Viel unausgeschöpftes Potenzial ist vorhanden, ergaben die Befragungen von Tamara Volken. Das wird auch in zahlreichen Studien belegt. Doch die Problematik ist vielschichtig, und die Umsetzung bedarf interdisziplinärer Zusammenarbeit.
Tamara hat erkannt, dass sie mit den Mitteln des Designmanagements dazu beitragen kann, verschiedene Akteur:innen zu verknüpfen. Als Werkzeug schlägt sie ein Guideline-Konzept vor, das bestehendes Wissen in übersichtlicher und systematischer Weise zugänglich macht und damit eine ganzheitliche und vernetzte Umsetzung erleichtert.
Die Jury lobt das Projekt als beispielhaft für die Anwendung von Design als Schnittstellenkompetenz auf weitere Bereiche. Dabei ermöglicht der konkrete Entwurf eine greifbare Entwicklung. Die Jury anerkennt die tragfähige Vernetzung und hofft, dass der vorgeschlagene Weg die notwendige Unterstützung erhält.

Die weiteren nominierten Projekte sind (ohne Rangfolge):


Textildesign
Simone Kuhn
Road to Colour


Welche Wege nehmen Farbassoziationen bis sie auf dem Textil ankommen? Um diese Frage zu beantworten hat sich Simone Kuhn mit der Farbigkeit von literarischen Texten auseinandergesetzt. Aus Reportagen von Annemarie Schwarzenbach entwickelte sie eine Kollektion von Strickgarnen, die sich aus handgefärbten Multicolor-Garnen und Unis zusammensetzt. Geht sie erst analytisch vor und erarbeitet sich aus einzelnen Wörtern 23 Grundtöne, so repräsentiert der zweite Teil eine intuitive Herangehensweise: Simone kombiniert und gewichtet die Grundtöne und fasst sie mit einem stellvertretenden Begriff und einem illustrativen Reportagebild zusammen.
Die Jury lobt das Projekt als gute Grundlage für Simones berufliche Zukunft, die sie mit einem eigenen Geschäft für Strickgarne konkret geplant hat. Ihr System, von der Literatur zur Farbe zu finden, kann sie immer wieder neu interpretieren. Es gilt nun herauszufinden, ob eine konsequente Umsetzung als eigenständiges Geschäftsmodell oder eine Produktion im industriellen Rahmen mehr Potenzial bietet.


Textildesign
Florence Schöb
(In)visible


Wie sieht die Stromproduktion der Zukunft aus? Florence Schöb knüpft an ein Forschungsprojekt der HSLU an und entwickelt ein Baukastensystem für die Anwendung bedruckbarer Solarpanele, eine Gestaltungsgrundlage für den ästhetischen Einsatz von Photovoltaik an Fassaden.
Geschickt erweitert sie die begrenzte Farbpalette, indem sie optische Farbmischungen auf Pixelbasis schafft, die mit unterschiedlichen Nah- und Fernwirkungen spielen. Die Kombination dieses Farbsystems mit einem Modulraster ermöglicht weitere Gestaltungsmöglichkeiten, die in Zusammenarbeit mit Architekten Anwendung finden könnten.
Die Jury sieht grosses Potenzial in diesem Vorgehen, das für grossflächige Anwendungen gestalterisch noch weiter ausgeschöpft werden kann. Die grosse Relevanz der Thematik lässt hoffen, dass Florence ihre Arbeit als «solare Flächengestalterin» im Kontext der aktuellen Forschung weitertreiben kann.


Objektdesign
Simon Lanz
Evolving Dronescapes


Simon Lanz kombiniert seine Abschlussarbeit mit jener seines Bruder Tobias in Sound Arts an der HK Bern. Das Projekt verbindet installative Aspekte mit experimentellen Interfaces und dekonstruiert dabei die traditionelle Pfeifenorgel um sie in einen neuen räumlichen Kontext und eine soziale Gemeinschaft zu überführen. Simon zerlegte alte Orgelpfeifen und gestaltete daraus ein sinnliches Set neuer Instrumente, die – im Gegensatz zur Kirchenorgel – modular, skalierbar und transportfähig sind. Dadurch, dass bei der Performance einzelne Pfeifen im Raum verteilt und elektronisch angesteuert werden können, wird der Raum zu einem Instrument – die Zuschauer:innen befinden sich im Resonanzkörper.
Die Jury wertet den reduzierten und provisorischen Charakter der Instrumente im «proof of concept» im aktuellen Projektstand als stimmig. Die Kombination von mechanischen und elektronischen Anwendungen ist reizvoll und eröffnet ein Spielfeld, das in Zukunft vertieft werden kann.


Objektdesign
Zita Fahrländer
Pollerkoller


Öffentlicher Raum impliziert nicht jene Offenheit, die er garantiert. Mit dieser These eröffnet Zita Fahrländer den öffentlichen Raum als Spielplatz der Bevölkerung. Mittels Interventionen will sie vorbestimmten Funktionen der Stadtmöblierung entgegenwirken und sie erweitern, Grauzonen ausloten und soziale Normen im öffentlichen Raum hinterfragen. Dabei bedient sie sich der Methode des Hackings: Durch Aneignung und Umfunktionierung soll die Wahrnehmung fokussiert und in den Reaktionen darauf das Bewusstsein über Möglichkeiten und Grenzen der Offenheit bewusst werden.
Ihre Rolle als Designerin in diesem spielerischen Prozess der Aneignung ist noch offen. Zita bewegt sich derzeit zwischen Vermittlung, Animation und Gestaltung. Die Jury möchte sie darin bestärken, sich weiteres Knowhow in der Zusammenarbeit mit Aktivist:innen und Stadtraumgestalter:innen anzueignen und dadurch ihre Positionierung als Designerin weiter heraus zu kristallisieren.


XS Schmuck
Saskia Tschech Touched by a goddess – objects to wear and marvel at

Saskias Ausgangspunkt ist das Spiel mit Silikon. Durch eine intensive Experimentierphase hat sie sich Material und Verarbeitungsweisen angeeignet, sich aber auch auf Zufälle und die Verwendung von «Abfällen» eingelassen. So ist ein reiches Repertoire von Formen und Farben entstanden. Durch ein kombinatorisches Spiel der Silikonobjekte und Körper erschafft sie eigenständige Anwendungen, Tastobjekte und tragbare Schmuckstücke, die dem:der Träger:in den Spielraum geben, den Schmuck zu individualisieren.
Indem die Designerin Verknüpfungen zu weiteren Assoziationen herstellt, verliert die spannende Ausgangslage des ergebnisoffenen Spiels etwas an Kraft. Die Jury möchte Saskia ermutigen, zu fokussieren und dem Reichtum ihres experimentellen Prozesses zu vertrauen. Hier lässt sie im sinnlichen Spiel mit Materialien und Verfahren Überraschendes entstehen, das nicht nur zu völlig unvermuteten Ergebnissen führt, sondern auch Wege für Neues öffnet.

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sda ba award 2022 Winnder: Tamara Volken, Designing Healing Environments
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sda ba award 2022 Nominee: Simone Kuhn, Road to Colour
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sda ba award 2022 Nominee: Florence Schöb, (In)visible
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sda ba award 2022 Nominee: Simon Lanz, Evolving Dronescapes
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sda ba award 2022 Nominee: Zita Fahrländer, Pollerkoller
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sda ba award 2022 Nominee: Saskia Tschech, Touched by a goddess – objects to wear and marvel at