SDA BA Award 2021 - HGK
Jedes Jahr prämieren wir die besten Abschlussarbeiten, die an Schweizer Design Hochschulen im Bachelor eingereicht werden.
Für den sda ba award 2021 der Basler HGK bewertete die Jury die sechs nominierten Diplomarbeiten aus dem Institut Industrial Design.
Die Jury – mit Katrin Eckert, Sébastien El Idrissi, Mark Illi Nadja Müller unter Leitung von Valerie Notter de Rabanal – prämierte die folgende Arbeit:
CIMA – Eine Kamera für den professionellen Gebrauch, Tonia Betsche
Mit CIMA gestaltet Tonia Betsche eine Kamera für den professionellen Gebrauch. Sie vereint Fotografie mit Videografie und löst sich formal vom archetypischen Bild einer Fotokamera. Mit ihrem integrierten Gimbal fängt sie fliessende Bewegungen ein und ermöglicht durch einen drehbaren Sensor den einfachen Wechsel zwischen horizontalen und vertikalen Aufnahmen. Ihre Bauform ist kompakt, wandelbar und neuartig. Lichtstark hält sie für uns Momente fest und macht Vergangenes gegenwärtig.
Tonia Betsche präsentiert ihre Arbeit professionell und steigt mit einer spielerischen und originellen Einführung über die Typologie der Kamera ein. Die Anordnung der verschiedenen Komponenten in ihrer neuartigen Lösung erläutert sie umfassend. In den qualitativ hochstehenden Renderings zeigt sich die bis ins Detail konsequente Gestaltung auf überzeugende Weise. Ihre visionäre Lösung eignet sich insbesondere für Content Creators. Das Aufzeigen der Anschlussfähigkeit an übliche Schnittstellen würde eine systemische Einbettung abgestimmt auf die Zielgruppe gewährleisten. Die Jury empfiehlt Tonia Betsche das Projekt weiterzuverfolgen, da sie darin und in Tonias Gestaltungsweise grosses Potenzial sieht.
Weiter wurden die folgenden Arbeiten nominiert:
MOBILITÄTSKONZEPT – Praktische neue Mobilität, Marc Nathanael Blain
Marc Nathanael Blain setzt sich in seiner Bachelor-Arbeit mit der Digitalisierung der Mobilität auseinander. In «Mobility as a Service» sieht er grosses Potenzial um das Reisen vermehrt multimodal und flexibler gestalten zu können: Für einen Ausflug in ländlichere Regionen gibt es ein passendes Sharing-Auto und für die Fahrt in die Stadt kommt der ÖV oder das gemietete E-Bike zum Zug. In diesem Kontext gestaltet Marc Nathanael Blain ein Konzept-Fahrzeug, dessen Gestaltung sich an einer existierenden schwedischen Marke orientiert: durch formale Reduktion und die Möglichkeit zur modularen Erweiterung und Anpassung.
Damit führt Nathanael präzise an seine Gestaltungsaufgabe in diesem relevanten Thema heran. Diese erfüllt er sehr sorgfältig und kohärent. Die Reduktion des Automobils auf das Wesentliche mit dem Fokus der Verbindung von Stadt und Land führt zu einem Gefährt, welches eher als Motorrad zu kategorisieren ist. Die Jury sieht im Transportation Design für ihn einen vielversprechenden Weg.
HANG – Möbel für das Homeoffice, Daniel Mankel & Florin Stettler
Der Schreibtisch «Hang» von Daniel Mankel und Florin Stettler integriert sich durch seine Erscheinung und die Materialkombination von Holz und Textil in den Wohnraum und schirmt die Arbeitenden seitlich von Privatem ab. Durch einen Seilzug lässt sich die Tischplatte in der Höhe verstellen. Das fördert das ergonomische Arbeiten im Sitzen und Stehen.
Daniel und Florin haben sich mit VITRA gleich zu Beginn ihrer Arbeit einen erfahrenen Partner ins Boot geholt. Ihr vorbildlicher Designprozess umfasst verschiedene Analysen, eine klare Zielgruppendefinition und mehrere Prototyp-Stadien, die sie mit Nutzern validiert haben. Die Jury lobt den fachmännisch erstellten Prototypen, der viele praktische Aspekte der Handhabung berücksichtigt und für dessen Umsetzung als Kleinserie nicht mehr viel fehlt. Zudem möchte die Jury die systematische Herangehensweise basierend auf Designmethoden hervorheben. Daniel Mankel und Florin Stettler rät sie, ihre gut funktionierende Zusammenarbeit fortzusetzen.
KUORI – Biologisch abbaubares, kreislauffähiges Alternativmaterial, Sarah Harbarth
«KUORI» ist der Titel einer Forschungsarbeit, die ein neues Alternativmaterial, welches die Bananenschale als Wertstoff nutzt und mögliche Anwendungsszenarien überprüft. Sarah Harbarth untersuchte in Zusammenarbeit mit dem Institut für Kunststoffkunde verschiedene Verarbeitungsmethoden für biologische und biologisch abbaubare Kunststoffkomponenten. Daraus sind Produkte und Designansätze für die Bereiche 3D-Druck, Verpackungsdesign, Laserschneiden, Spritzguss und Textilien entstanden.
Die Jury begrüsst die Auseinandersetzung mit einem alternativen und interessanten Abfallmaterial und die gewandte Vernetzung innerhalb der Start-up-Szene. Positiv wertet die Jury, dass Sarah Harbarth es geschafft hat, für ihr Projekt finanzielle Mittel zur Vertiefung als Forschungsprojekt zu gewinnen: Der vielversprechende Ansatz kann so mit einem intelligent zusammengestellten interdisziplinären Team weiterverfolgt werden.
REDEWENDUNG – Virtuelle Realität und Angstbewältigung
Marc Gämperle und Achim Gafner setzen sich in ihrer Bachelor-Arbeit mit Auftrittsängsten auseinander. Der öffentliche Auftritt wird oft von Nervosität, Stress und sogar Angst begleitet. Training schwächt dies jedoch ab und stärkt die Selbstsicherheit. Die von Marc und Achim entworfene VR-Anwendung ermöglicht Betroffenen eine spielerische Konfrontation mit ihrem Problem. Techniken und psychologisch wirkungsvolle Tipps unterstützen sie dabei. Verpackt in eine aufregende Geschichte, wird das Üben zum Erlebnis.
Die Jury anerkennt, dass die Problemstellung in Verbindung mit einer immersiven VR-Anwendung grosses Potenzial hat. In diesem Bereich haben sich die beiden viel technisches Wissen erarbeitet. Positiv erscheint die lustvolle Auseinandersetzung von Marc Gämperle und Achim Gafner mit dem Thema und die gewagte Umsetzung desselben.
PATTI - modular clothes, Timo Lanz
Timo Lanz legt seinen Fokus auf die veränderliche Silhouette der Kleidung. Als Bausatz konzipiert, beteiligt «Patti» die Kundinnen und Kunden an der Kreation ihres Kleidungsstückes. So soll Interesse und Verständnis für Mode gefördert sowie unsere Beziehung zur Kleidung und der Umgang damit verbessert werden. Individuell zusammengestellt, entstehen unterschiedliche Kleidungsstücke für den Alltag. Um den Charakter des Entwurfes zu betonen, liegt das Augenmerk auf der Verbindung der einzelnen Teile. Der modulare Aufbau ermöglicht es, die Kleidung an veränderte Ansprüche anzupassen. Dadurch bleibt sie aktuell und lange nutzbar.
In seiner Arbeit beschäftigt sich Timo mit einem aktuellen und relevanten Thema. Die radikale Lösung wird konsequent durchgezogen. Das auffällige Verbindungselement verleiht dem Entwurf einen eigenständigen Charakter.