sda ba award 2020: IID HGK FHNW

Swiss Design Association prämiert jedes Jahr die besten Abschlussarbeiten, die an Schweizer Design Hochschulen im Bachelor eingereicht werden. Als Berufsverband setzen wir uns – seit über fünfzig Jahren – für eine hochstehende professionelle Ausbildung im Design ein. Für den sda ba award 2020 nominierte das IID unter Leitung von Werner Baumhakl sechs Projekte. Die Jury – mit Dominic Sturm, Alexa Blum, Mark Illi, Andreas Saxer unter Leitung von Valerie Notter de Rabanal – prämierte die folgende Arbeit:

sda ba award winner
Lukas Hilfiker
Baurobotik – Mobile, kollaborative Servicerobotik in der Bauindustrie
Wie können Roboter auf einer Baustelle sinnvoll assistieren? Der Bauroboter NOX, den Lukas HIlfiker zusamen mit der Robotik Firma KUKA entwickelt hat, gibt darauf eine Antwort. Im Kontext des digitalen Bau-Informationsmanagements (BIM) schlägt der Roboter eine Brücke zwischen Planungsbüro und Baustelle. Er ist mit dem digitalen Modell des Bauwerks verbunden und vermisst in der Nacht autonom die verlassene Baustelle. Mit seinem Arm kann er Montagepositionen von
Bohrungen und Bauteilen millimetergenau auf Decken, Wände und Böden aufdrucken. Somit erübrigt sich das Arbeiten mit Plänen, Wasserwaage, Massband und Schlagschnur. KUKA NOX leistet so
einen wichtigen Beitrag zur Digitalisierung der Baustelle und schliesst den Kreis zwischen Planung und Qualitätskontrolle. Die Jury ist beeindruckt von der Tiefe und Reife der konzeptionellen Überlegungen und der durchgängig hohen Qualität der formalen Umsetzung. Nach einer umfassenden Abklärung möglicher Nutzungskonzepte hat sich Lukas Hilfiker für eine hochaktuelle Anwendung mit grossem Innovationspotential entschieden. Die Jury glaubt fest an die Realisierbarkeit dieses durchdachten Konzeptes.

Wir gratulieren herzlich!

Die weiteren nominierten Projekte sind (ohne Rangfolge):
Marlon Leroy Bellanova & Louis Parzefall
Urban Electric Motorcycle

Durch die Urbanität segelnd zeigt das Konzept für ein elektrisches Motorrad Alternativen zum Verbrennungsmotor auf. Marlon Leroy Bellanova & Louis Parzefall nutzen technische Freiräume, die sich durch Verzicht auf den dominanten Treibstofftank bieten. Trotzdem übersetzen sie traditionelle Motorrad-Referenzen in das Elektromotorrad. Das Nutzungskonzept erweitert die Zielgruppen durch Emotion und Funktionalität, die beide betont werden. Die Jury erachtet den soliden Umgang mit Prinzipien des Industrial Design als interessant. Sie regt die beiden Verfasser dazu an die Formensprache noch progressiver zu gestalten um so auch eine Vision für künftige Versionen aufzuzeigen, sieht sie doch in der Erweiterung von Zielgruppen und Nutzungen Potenzial.

Marc Gerber
Conte – Konzept für die Röthlisberger Kollektion

Mit dem Ziel, ein realistisches Konzept für die Schweizer Möbelbranche zu entwerfen, hat Marc Gerber im Hersteller Röthlisberger einen idealen Projektpartner gefunden. Die Aufgabenstellung orientiert sich an der bestehenden Kollektion. Das ergibt einen konkreten Rahmen und definierten Gestaltungsfreiraum. Marc Gerber entwickelte ein Konzept für Lounge-Möbel, deren Typologie durch die Kombination der Merkmale von Innen- und Aussenmöbeln bestimmt wird. Die modulare Konstruktion und damit verknüpfte Flexibilität ermöglicht einen hohen Individualisierungsgrad: Eine stabile Struktur aus Aluminium wird mit wetterfesten Schichtholz-Elementen verschraubt. Sie können verschieden dimensioniert und nach Wunsch mit einer Polsterung ausgerüstet werden. Die Jury lobt, dass die Formgebung massgeblich durch den Modellbau mit Papier entwickelt wurde. Sie hofft, dass die solide Gestaltungsarbeit den Weg bis zum fertigen Produkt schafft und möchte Marc Gerber dazu ermutigen, dabei die formalen Entscheidungen noch bewusster hervorzuheben.

Fridolin Jeger
Dialogue

Wie kann ein Kulturaustausch zwischen Ghana und der Schweiz organisiert werden, so dass beide Seiten gleichermassen voneinander profitieren? Worin liegen die Schwierigkeiten einer interkulturellen Auseinandersetzung? Diese Frage will Fridolin Jeger in seiner Arbeit beantworten. Er nutzt die Recherche vor Ort um die Möglichkeiten des Dialoges zu evaluieren und zu testen. Er stellt dabei die Untersuchungen von ghanaischen und Schweizerischen Flechttechniken in den Kontext von zentralen Fragestellungen wie der Dekolonisierung, der Ausbeutung von Arbeitskräften und institutionellem Rassismus.
Die Jury lobt die vertiefte Auseinandersetzung mit dem brisante Thema der kulturellen Appropriation im Design. Das Flechten als gemeinsamer Nenner wurde in die Umsetzung überführt, dabei wurde der Dialog zur Inspiration. Aus Sicht der Jury hätte die Absicht, im Ergebnis einen Dialog ablesbar zu machen, noch stärker betont werden sollen und ermutigt Fridolin Jeger, noch konkreter nach Wegen zu suchen, um sein Interesse an fairer Teilhabe auf der Ebene der Produktgestaltung umzusetzen.

Liliana Siewczyk
Shift

Mit Shift entwickelt Liliana Siewczyk ein modulares Regalsystem, das die Bedürfnisse neuer Arbeitsmodelle und Prozesse unterstützen soll. Dazu greift die Designerin auf das Material Formvlies der deutschen Firma Becker Brakel zurück. Der Materialverbund besteht aus rezykliertem PET, Karton und Aluminium und hat hervorragende akustische Eigenschaften. Shift soll die Flexibilisierung der Raumnutzung ermöglichen, ohne die Mitarbeitenden heimatlos zu machen. Die Jury lobt, dass die Designerin die Umbrüche in der aktuellen Arbeitswelt aufgreift und sich hierbei auch mit der Frage der Nachhaltigkeit intensiv auseinandersetzt. Formal könnten noch weitere Möglichkeiten gesucht werden, um das volle Potenzial des Materials auszuschöpfen.

Meret Wacker
Imagicly

Meret Wacker nutzt bei der Entwicklung ihres edukativen Robotiksystems Imagicly Methoden der Co-Creation. Auf Jugendliche zwischen 11 bis 16 Jahren angepasst, soll das modulare System speziell auch jungen Frauen für die Robotik interessieren und sie ermächtigen, ihre eigenen Visionen einzubringen, kreativ zu lernen, zu gestalten und erfinden. Die dabei entstandene Produktfamilie basiert auf vier Robotern mit ganz unterschiedlichen funktionalen, emotionalen Merkmalen. Die Arbeit basiert auf einer fundierten Markt- und Benutzeranalyse. Sie zeichnet sich durch eine hohe Emotionalität aus und macht so das Thema Robotik auch für Zielgruppen interessant, die vom Technizismus, der meisten bestehenden Angebote vielleicht abgeschreckt würden. Die Unbekümmertheit, mit der die Designerin die Aufgabe angeht, überzeugt die Jury. Die Jury sieht grosses Potenzial in der Vernetzung der einzelnen Roboter und den damit verbundenen Möglichkeiten. Eine weiterführende Vertiefung und Präzisierung, der hier angedachten Lösungen – vielleicht im Rahmen eines Masterstudiengangs – würde die Jury sehr begrüssen.

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Lukas Hilfiker, Bauroboter Kuka Nox
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Marlon Leroy Bellanova & Louis Parzefall, Urban Electric Motorcycle
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Marc Gerber, Conte
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Fridolin Jeger, Dialogue
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Liliana Siewczyk, Shift
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Meret Wacker, Imagicly