sda ba award 2015: HGK FHNW

Zum zweiten Mal vergibt Swiss Design Association einen Bachelor Award an Absolventen der Partnerschulen. Am Freitag, 11. Juni bewertete die Jury die sechs nominierten Diplomarbeiten aus dem Institut Industrial Design an der Basler HGK. Die Jury zeichnete dabei die Arbeit aus von

Claudio Gallasch und Stefan Staub, Airtrader
Die Airtrader-Weste für Extremskifahrer sorgt nicht nur für Auftrieb in der Lawine, sondern versorgt die Verschütteten auch mit der nötigen Atemluft. Damit soll die Weste die Überlebenschance wesentlich erhöhen. Überzeugt hat das Projekt die Jury gleich mehrfach. Die beiden Designer entwickelten ihr Konzept nahe an einer konkreten Problemstellung, die jüngst von einer Studie des Schweizerischen Lawinenfoschungsinstitut erhärtet wurde. Claudio Gallasch und Stefan Staub fanden dafür die richtigen Partner, stellten die richtigen Fragen und überprüften ihre Antworten mit denjenigen, die es wissen müssen: den Extremskifahrern und Snowboardern. Das Modell von hoher Überzeugunskraft beweist, wie weit die beiden Designer in der Bachelorarbeit gekommen sind: Es ist marktnah gedacht und wurde auch technisch weit vorangetrieben, bis hin zu einer Patentanmeldung. Der logische nächste Schritt ist die Suche nach einem Produzenten. Hinzu kommt ein schlanker, präzise auf die Zielgruppe abgestimmter Vorschlag für die Formgebung. Das alles zeugt von einer grossen Projekttiefe und der Reife der beiden Designer. Wir gratulieren den beiden Winnern des SDA BA Award 2015 herzlich.

Weiter wurden die folgenden Arbeiten nominiert:

Jonathan Chan, Sourdough Kit 5
Mit seinem Projekt will uns Jonathan Chan dazu bringen, im Haushalt selber Dinge herzustellen. Sein Sourdough Kit 5 hilft dem Heimbäcker eine individuelle Hefekultur zu züchten und eigenes Sauerteigbrot zu backen. Das Set inklusive Anleitung wird im eigens gestalteten Karton geliefert. Die mit Rückgriff auf die Philosophie des Wabi Sabi konzipierte Form der fünf Produkte – Wasser- und Mehlmass, Startergefäss, Backkuppel und Bankmesser – wird durch ihre jeweilige Funktion bestimmt. Geplant ist die Materialisierung in Raku. Die hohe Durchdringung des Prozesses und die überaus sorgfältige Formgebung hat die Jury begeistert. Ebenso glaubt sie an die Erfüllung der übergeordneten Absicht: uns die Freude am Selbermachen erleben zu lassen. Einzig die Überprüfung der vorgeschlagenen Materialisierung hätte sie gerne in einem Modell gesehen.

Jeremias Perren und Benjamin Sugaya, Ambio
Rettungskräfte der Feuerwehr arbeiten in Lebensgefahr. Umso wichtiger ist eine zuverlässige Ausrütung wie das Atemschutzgerät. Die beiden Designer überarbeiten ein von Draeger entwickeltes Kreislaufgerät, das C02 aus der Atemluft fltert und mit Sauerstoff anreichert. Dabei optimieren die beiden Designer die Komponenten, ordnen sie ergonomisch an und verbessern die Bewegungsfreiheit der Retter. Der integrierte Kühleinsatz lässt sich im Einsatz austauschen, die Atemschläuche werden in die Träger integriert. Die Jury lobt diese neu gedachten Lösungen, die im Modell nachvollziehbar dargestellt werden. Etwas weniger einverstanden ist sie mit der Formgebung, die Referenzen aus der Science Fiction aufnimmt und so die absolut notwendige Verlässlichkeit, die ein solches Gerät ausstrahlen muss, eher unterminiert.

Yves Aeschbacher und Fabian Kessler, Mantis
Mantis ist ein dreirädriges, elektrounterstütztes, sportliches Fahrrad. Die höhenverstellbare, bequeme Sitzposition, das darunter angeordnete zusätzliche Gepäckfach machen das Gefährt zu einer alltagstauglichen Alternative, mit der auch längere Fahrten überwunden werden können. Der kettenlose Antrieb überträgt die Tretkraft verschleissarm und das Gesamtgewicht des Gefährts bleibt klein. Im Funktionsmodell wird deutlich, wie Fragen der Mechanik und der Sitzposition gelöst sind. Etwas unklar scheint indes der Jury das Szenario, in welches dieses Gefährt passt. Diese Unsicherheit wirkt sich auch auf die additiv gelöste Formgebung aus.

Julian Nydegger und David Reichlin, Pial Dira
Der letzte Schweizer Gerber, der Zeugleder herstellt, taucht dickstes Rindsleder in heisses Paraffin und lässt es aushärten. Aus diesem Material, das für Kuhglockenriemen eingesetzt wird, entwerfen die beiden Designer eine Tisch- und Sitzfläche. Konstruiert wird der Arbeitstisch und der Stuhl aus einem dünnen Stahlrohrgestell. Beim Tisch wird das Leder zur Arbeits- und Präsentationsfläche, darunter lassen sich einige Büroartikel verstauen. Als «Ort der Entschleunigung» konzipiert, zielt das Projekt auf ein hohes Preissegment. Die Jury lobt den Umstand, wie die beiden Designer aus dem Material heraus entworfen haben, wie sie die Materialien kombinieren und dass sie für das Zeugleder eine neue Einsatzmöglichkeit entwickelt haben. Fragezeichen stellt sie hinter den Umgang mit der Typologie eines Sekretärs.

Felicia Deflorin, Corporate Product Language – Image und Produkte von Zai
Begeistert von der Skimanufaktur Zai widmete Felicia Deflorin ihre Arbeit einer Untersuchung über die Corporate Product Language der Disentiser Firma. Daraus entwickelte sie Parameter, die sie für den Entwurf des Rucksackes Sidies anwendet. Der sportlich-elegante Alltagsrucksack wird geprägt durch einen Holz-Aluminium-Rahmen. Er schützt den Inhalt und sorgt für Stabilität und Standfestigkeit. Die Jury erkennt darin die typische Formsprache von Zai wieder. Details wie der Verschluss der Aussen- und der Innentasche sind kleine, präzise umgesetzte Erfindungen und zeigen, wie gut die Designerin die Marke verstanden hat. Fragezeichen setzt die Jury hinter die ergonomische Qualität des Rucksacks und in Bezug auf die Weiterentwicklung der Markensprache von Zai.

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Claudio Gallasch und Stefan Staub, Airtrader, BA Industrial Design HGK FHNW, 2015. Foto: Bernard Gardel
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Jonathan Chan, Sourdough Kit 5, BA Industrial Design HGK FHNW, 2015
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Jeremias Perren und Benjamin Sugaya, Ambio, BA Industrial Design HGK FHNW, 2015
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Yves Aeschbacher und Fabian Kessler, Mantis. BA Industrial Design HGK FHNW, 2015. Foto: Bernard Gardel
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Julian Nydegger und David Reichlin, Pial Dira, BA Industrial Design HGK FHWN, 2015. Foto: Bernard Gardel
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Felicia Deflorin, Corporate Product Language – Image und Produkte von Zai, BA Industrial Design HGK FHNW, 2015