CE2: Ein Tag Kreislaufwirtschaft

Das Gebot der Stunde ist klar: Wir müssen nachhaltiger mit unserer Umwelt umgehen. Das tun wir, wenn wir Ressourcen nicht verschwenden, sondern wiederverwerten. Dazu gehört es aber auch, dass Energie- und Materialkreisläufe möglichst geschlossen, Produktionszyklen verlangsamt, Dinge repariert und mehrfach verwendet werden. Unter dem Titel «Kreislaufwirtschaft» werden solche Bestrebungen aktuell diskutiert. An der gut besuchten, perfekt organisierten Konferenz «CE2 – Circular Economy Entrepreneurs» in Langenthal, bei dem sda als Knowledge Partner beteiligt ist, diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wie das gehen könnte.

Eine neue Art des Wirtschaftens
Kreislaufwirtschaft ist eine neue Art des Wirtschaftens, so das Fazit des heissen Tags, an dem eine gut durchmischte Zuhörerschaft aus grossen und kleinen Unternehmen aktiv beteiligt war. Sie lauschten Keynote-Referenten wie Ken Webster, Head of Innovation bei der EllenMacarthur Foundation, der an der University of Exeter zur Kreislaufwirtschaft doziert. Er machte klar, dass die lineare, vorwiegend auf fossilen Energien aufgebaute Ökonomie der Industrialisierung am Ende sei: Die Zukunft könne nicht länger auf einem stets wachsenden Konsum beruhen. Dagegen setzt das Modell der Kreislaufwirtschaft auf Ressourcenoptimierung und -schonung. Sein Erfolg kann nicht nur mit dem BIP gemessen werden. Doch ein bisschen nachhaltig geht nicht – Kreislaufwirtschaft bedingt ein radikales Umdenken und eine komplett neue Sichtweise auf die Wirtschaft, will man sie von einem linearen auf ein Kreislaufmodell umstellen. Das ist einfacher gesagt als getan, wurde in den zahlreichen Diskussionen und Break-Out-Sessions deutlich, zu denen die Beteiligten in kürzeren oder längeren Spaziergängen geleitet wurden. «Das Netzwerken wurde optimal ermöglicht», sagt sda-Vorstandsmitglied Mark Illi.

Das Potenzial von Kreisläufen
In einer Reihe von Keynote-Sessions wurde aus unterschiedlicher Sicht das Potenzial der Kreislaufwirtschaft untersucht. Dazu gehört auch das Recycling, wie etwa der für Österreich und die Schweiz zuständige Tetrapak-Direktor Josef Meyer ausführte. «Es ist ein Irrtum, dass man Getränkekartons nicht recyclen kann», so der promovierte Lebensmittelingenieur. Kompostierbare Kartons seien eher unrealistisch, da sie das Produkt nicht genügend schützen würden. Während ein KMU-Panel auf die Umsetzungen in den Firmen blickte, stellte der Chef Konzernkommunikation Roche und studierte Theologe Stephan Feldhaus auf die ethischen Grundlagen nachhaltigen Handelns: Als Fortschritt könne nur bezeichnen, was von den Bedingungen der Natur mitgetragen werde, bildet diese doch unser Fundament. «Wir müssen uns bewusst werden, dass alles zerbrechen wird und wir sozial gar keine Lösungen mehr werden finden können, wenn wir das Gesamtvernetzungsprinzip dauerhaft vernachlässigen.»

Design und Kreislaufwirtschaft
Aus Sicht des Designs ist die Diskussion überfällig, verbindet die Disziplin doch das Wissen um den technologischen Fortschritt und rationalisierte Produktion mit dem Blick auf die Nutzerinnen und Nutzer. Was seit den späten 1960er-Jahren in mehreren Diskursen postuliert wurde, bekommt unter den aktuellen Erkenntnissen über den Ressourcenverschleiss neues Gewicht. Aber ein Selbstläufer ist ein Konzept wie die Kreislaufwirtschaft nicht, zeigte der intensive Tag voller Diskussionen. Die Resonanz bei allen Beteiligten war gross: Innovative Unternehmen sehen in der Kreislaufwirtschaft zukünftige Geschäftsmodelle. Was allerdings zu bemängeln ist: während das Publikum gut durchmischt war, fehlte es in den Keynote-Sessions an Diversität: keine einzige Spezialistin, Wissenschaftlicher oder Unternehmerin war eingeladen. Auch hier gilt es, die Fortsetzung zu verfolgen.

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Am CE2 nach Langenthal per Skype zugeschaltet: Robert Metzke
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Interesseierte Zuhörerschaft am CE2 in Langenthal
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Respekt für die Umwelt und für die Kreisläufe am CE2
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Aktives, interessiertes Zuhören wechselte sich mit Netzwerken ab.