sda ba award 2023: ZHdK

Swiss Design Association prämiert jedes Jahr die besten Abschlussarbeiten, die an Schweizer Design Hochschulen im Bachelor eingereicht werden. Als Berufsverband setzen wir uns – seit über fünfzig Jahren – für eine hochstehende professionelle Ausbildung im Design ein.

Für den sda ba award 2023 der ZHdK nominierten die Vertiefungen Interaction Design, Industrial Design und Trends & Identity sechs Projekte. Die Jury – mit Dominic Sturm, Benjamin Moser, Therese Naef und Tobias Koller unter Leitung von Valerie Notter de Rabanal – prämierte die Arbeit aus der Vertiefung Industrial Design:

sda ba award 2023 winner
Obru von Agnes Eklund (Industrial Design)

In vielen Gebieten stellen moderne Bautechniken eine Herausforderung für Vögel dar, die seit Jahrhunderten zum Nisten auf menschliche Architektur angewiesen sind. Um dieser Problematik entgegenzuwirken, nutzt «Obru» die gebaute Umgebung um gefährdeten Vogelarten neue Nistmöglichkeiten unter Betonbrücken zu bieten. Das Thema ist hochaktuell und beantwortet ein konkretes Bedürfnis; dabei verbindet die Gestalterin ihre architektonische Erstausbildung geschickt mit den neu erworbenen Designkompetenzen.

Die Jury zeigt sich von der stringenten Ausarbeitung dieses Projekts beeindruckt: In der ausgereiften Gestaltung der Produktfamilie wurden auch die Montage, die Wartung und die kommunikativen Bedürfnisse der Naturschutzorganisationen als Zielgruppe berücksichtigt. Die umfangreiche Arbeit zeichnet sich durch ihre Relevanz und eine hohe Entwicklungstiefe in allen relevanten Bereichen aus, weshalb die Jury nicht nur auf eine baldige Realisierung hofft, sondern «Obru» auch zum Siegerprojekt der SDA-Bachelor-Awards 2023 ernennt.


Die weiteren nominierten Projekte sind (ohne Rangfolge):

Monofold von Eric Weber (Industrial Design)

Von Veloschuhen über Rollerblades bis hin zu Kletterfinken – die Aufbewahrung von Schuhen während des Sports kann eine Herausforderung sein. Das Konzept «monofold» präsentiert eine neuartige Perspektive auf Schuhbekleidung: faltbar, platzsparend und zugleich dämpfend sowie stabilisierend. Der aufblasbare Schuh verschwindet während einer Fahrrad-, Kletter- oder Skitour kompakt verstaut im Gepäck. Die Schnürung kann individuell angepasst werden. Der Designprozess umfasst zahlreiche physische Prototypen, um das ideale Funktionsprinzip und Trennbarkeit der Materialien zu entwickeln.

Die Jury würdigt die äusserst methodische und reife Gestaltungsleistung sowie die technische Detailtiefe. Das Konzept dieses «Schuhs für davor und danach» besticht durch seine eigenständige formale Gestaltung sowie zeitgemässe und funktionale Designmerkmale.


Vergissmein-Nicht von Loana Lenz & Céline Hess (
Trends & Identity)

Das Projekt «Vergissmein-Nicht» von Loana Lenz und Céline Hess thematisiert die gemeinhin unterschätzte die Heimarbeit und insbesondere die Rolle der Frauen in der Textilindustrie der Ostschweiz. Ein audiovisuelles Archiv gibt anhand von Gesprächen intime Einblicke in das Leben von Heimarbeiterinnen. Mit der Methode der Oral History werden die Lebensgeschichten von acht Frauen erforscht, um ihre historische Bedeutung zu würdigen. Das Projekt erzählt Geschichte aus feministischer Sicht und gibt den Frauen die Anerkennung, die sie verdienen. Angesichts ihres hohen Alters drängt die Zeit, dieses kulturelle Erbe zu dokumentieren.

Die Jury würdigt die qualitative Untersuchung eines relevanten und bisher nicht ausreichend behandelten Themas mithilfe der Methode der Oral History. Sie lobt das grosse Engagement von Loana und Céline, ihre Bachelorarbeit dieser aufwändigen Recherche zu widmen und diesen Frauen eine Stimme zu geben.


AI-Humans von Valerie Imhof (Trends & Identity)

Valerie Imhofs Arbeit «AI-Humans» erforscht, wie KI-Tools und Avatare unsere Arbeitsweise, Interaktionen und Konsumgewohnheiten verändern und unsere Identitätsvorstellung herausfordern. Gegliedert in vier «Playgrounds» gibt die Arbeit einen umfassenden Einblick in diese Entwicklungen. KI-Avatare können jede erdenkliche Form annehmen und werden oft als bessere Alternative betrachtet. «AI-Humans» ist Experiment, Produkt und Prozess zugleich. Eine Publikation hält den State of the Art in greifbarer Form fest. Die Arbeit entstand in Zusammenarbeit mit KI und hat zum Ziel, Orientierung zu geben und Diskussionen über Potenziale und Risiken für Individuum und Gesellschaft anzuregen.

Die Jury lobt, wie souverän Valerie Imhof sich in diesem sehr dynamischen Feld bewegt. Sie hat Expertise und eine klare Position entwickelt und den aktuellen Stand des Themas auch gestalterisch stringent aufgezeigt. Die Jury würdigt ihre intensive Auseinandersetzung als Designerin mit den verschiedenen generativen KI-Werkzeugen sowie die kritische und fundierte Analyse der Ergebnisse und Artefakte. Sie ermutigt Valerie Imhof, das Thema weiterzuverfolgen und den Untersuchungsbereich auf nahe Zukunftsszenarien auszudehnen.


Waviic von Daniel Treystman & Svenja Steurer Jene (Interaction Design)

Die Arbeit «Waviic» von Svenja Steurer Jene und Daniel Treystman beschäftigt sich mit den Vorteilen von konfigurierbarem haptischem Feedback bei Musik-Interfaces. Es wird untersucht, wie verschiedene Sinneswahrnehmungen miteinander verbunden werden können, um reichhaltige multimodale Interaktionen zu schaffen und den Musikern damit bessere Möglichkeiten zur Klangkontrolle und -manipulation zu geben. Das Ergebnis ist ein Open-Source-MIDI-Controller mit haptischem Feedback und einer einfachen Benutzeroberfläche, welche Musikschaffenden eine zusätzliche Dimension der Software-Kontrolle bietet.

Die spielerische Herangehensweise in Kombination mit soliden Methoden und technischem Prototyping hat die Jury überzeugt. Den Gestalter:innen gelingt es, das abstrakte Manipulieren von Parametern in der digitalen Musik haptisch erlebbar zu machen und so die Interaktion zwischen Mensch und Device direkt und sinnlich zu gestalten.

Lucallian von Dzhuliia Kolodko (VIAD) und Kaitlynn A. Harrison (VID) (Interaction Design)

Das interdisziplinäre Projekt «Lucallian» von Dzhuliia Kolodko und Kaitlynn A. Harrison will den Prozess der Sattelanpassung im Pferdesport dank einer gesundheitsorientierten und technologisch fortschrittlichen Lösung revolutionieren: Mithilfe einer Smartphone-Anwendung, die AR-Scan- und Messtechnologie nutzt, können Reiter:innen einen massgeschneiderten Sattel eigenständig bestellen. Durch die Verwendung der individuellen Messdaten von Mensch und Tier wird ein anatomisch personalisierter Sattel erstellt, welcher eine perfekte Passform gewährleisten soll.

Die Jury sieht grosses Potential in der Digitalisierung des Bestell- und Produktionsprozesses von Reitsätteln, welche gesundheitlichen Schäden von Reiter:in und Pferd vorbeugt und dank ihrer technischen Niederschwelligkeit eine breite Zugänglichkeit gewährleistet. Sie lobt die sinnvolle Zusammenarbeit der beiden Designdisziplinen Interaction Design und Industrial Design. In diesem Sinne ermutigt sie die Designerinnen, bei der weiteren Ausarbeitung auch mit Sattler:innen co-kreativ zusammenzuarbeiten.

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vitreous von Patricia Kindler, HSLU
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supersonic textures von Sonja Locher, HSLU
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Print à Porter von Giulio Gallana, HSLU
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VNC – Visual Noise Cancelling von Nils Rolli, HSLU
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SURPRISE ME ONCE AGAIN – a collection of foamy memories von Christiane Stock, HSLU
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The Relationship between Expectant Mothers and Supervisors in Small Organizations von Tatjana Todorovic, HSLU